„Sobald ich ein Loch im Zaun sehe, verlasse ich das Land“

02. August 2025

Wir haben Assembly im Frühjahr 2025 gebeten, uns Fragen zur der aktuellen Lage in der Stadt Charkow zu beantworten, da wir das letzte Interview von ihnen bereits im Winter 2022 veröffentlicht hatten. Sie beschreiben nun die politische Stimmung in der Ukraine drei Jahre später und wie die Menschen mit der Bedrohung leben, jederzeit ins Militär eingezogen zu werden. 

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Communaut: Eine Kundgebung ukrainischer Anti-Kriegs-Protestierender gegen die autoritäre Zelenskyj-Regierung fand vor dem Brandenburger Tor in Berlin bereits statt. Im Januar 2024 spracht ihr von einer potenziell revolutionären Situation aufgrund der steigenden Unzufriedenheit mit der Regierung. In einem Artikel aus dem November 2024, der die massenhafte Desertion in der Ukraine beschreibt, greift ihr diese Frage erneut auf. Auch wenn es bisher nicht möglich sei, von einer revolutionären Situation zu sprechen, schreibt ihr, dass die organisierte und kollektive Desertion zugenommen hat. Im Januar 2025 erwähnt ihr, dass es „keinen sichtbaren patriotischen Aufschwung in der ukrainischen Bevölkerung [gibt]. Zu viele arbeitende Menschen sehen mittlerweile keinen fundamentalen Unterschied mehr darin, wer sie ausraubt.“ Was ist in dieser Hinsicht seit 2024 passiert? Wie hat sich die Wut auf die Regierung und ihre autoritären Maßnahmen ausgeweitet? Wie drückt sie sich aus und wie kann diese Wut überhaupt unter den derzeitigen autoritären Verhältnissen organisiert werden?

Assembly: Letztes Jahr schien tatsächlich durch die dunklen Wolken des Krieges ein revolutionärer Funke auf. Offizielle Statistiken zeigen, dass der Prozess sich fortsetzt: Allein von Januar bis März 2025 haben 44.500 ukrainische Militärangehörige unerlaubt ihre Einheiten verlassen (AWOL1), weitere 7.000 sind desertiert – verglichen mit 62.500 AWOL-Fällen und 22.300 Fällen von Desertion im gesamten vergangenen Jahr. Allerdings könnte die Zunahme auch schlicht darauf zurückzuführen sein, dass dies aktiver verfolgt wird. Viele dieser Fälle könnten bereits im letzten Jahr stattgefunden haben und erst 2025 registriert worden sein. Unsere eigenen Quellen in der Armee berichten uns von einer viel stärkeren Kontrolle und einer Verschärfung der Maßnahmen gegen Desertion. Proteste ganzer militärischer Einheiten wie letztes Jahr bei der 155. Mechanisierten Brigade oder der 123. Territorialen Verteidigungsbrigade sind aktuell nicht mehr zu beobachten. Natürlich finden Menschen immer neue Verteidigungsmaßnahmen gegen Versuche sie zu unterdrücken, es könnte also beides stimmen. Nichtsdestotrotz sind die offiziellen Statistiken nicht sehr vertrauenswürdig – die Anklagen wegen Desertion sind ein beliebtes Mittel, um Soldat:innen bzw. ihren Familien Bonuszahlungen für Tod oder Verwundung vorzuenthalten. Wir arbeiten gerade an einem gesonderten Artikel über dieses Thema.

Falls die Ukraine den Krieg ohne die US-amerikanische Unterstützung weiterführt und nur auf die Ressourcen europäischer Neoliberaler und ihrer „schwarz“-braunen Handlanger zurückgreift, stellt die Möglichkeit einer totalen militärischen Niederlage eine reale Bedrohung für sie dar.

Innerhalb der russischen Streitkräfte wurden, wenn wir den vorhandenen Leaks glauben, im Jahr 2024 50.500 Fälle von unerlaubter Abwesenheit registriert. Auf der anderen Seite ist die Rekrutierungsrate von Vertragssoldaten seit Beginn der Friedensverhandlungen gestiegen, da viele darauf hoffen, eine große Prämie zu erhalten, ohne an die Front geschickt zu werden.

Das Problem ist, dass sich eine revolutionäre Situation nicht auf formelle Zahlen reduzieren lässt. Die Wut auf die Regierung und ihre autoritären Maßnahmen reicht nicht aus – es braucht ebenso eine Vorstellung von sozialem Wandel hin zum Besseren und den Willen, sich hierfür zusammenzutun. In dieser Hinsicht gab es keinerlei Veränderungen: Es lässt sich kein nachhaltiger Zusammenschluss beobachten, um auch nur die grundlegendsten lebensnotwendigen Rechte zu erkämpfen. Unter solchen Verhältnissen muss nicht nur jedes massenhafte Interesse an revolutionären Situationen ausbleiben, sogar jedwede soziale Bewegung für die alltäglichen Bedürfnisse ist unmöglich.

Dementsprechend haben anstelle von revolutionären Ideen nur verschiedene Arten von rechtem Populismus Erfolg. „Stirb Du heute, ich sterb morgen“, „nicht meins? kein Mitleid“, „der Mensch ist des Menschen Wolf“ – dies sind die alltäglichen Vorstellungen, die sich in der Ukraine durchsetzen, unabhängig von der Meinung über die Regierung und dem Verständnis darüber, dass in einer Auseinandersetzung zweier Verbrecher egal ist, wer zuerst geschossen hat.

Natürlich wollen wir gerne daran glauben, dass Menschen sich ändern. Ein ehemaliger Rekrut aus Mykolajiw, der letztes Jahr aus einer Trainingseinheit entflohen ist und über die Karpaten die Grenze überquert hat, sagt Folgendes über die Rekrutierungszentren:

Es ist seit Langem bekannt, dass sie die Linie überschritten haben. Aber weil unsere Leute wie wild sind und einander nicht helfen, gibt es keine Rebellion. Wenn sie uns zerquetschen können, warum geht es nicht auch umgekehrt? Mir ist folgende Situation widerfahren, als ich noch in der Ukraine war: Ich fuhr gerade an einer Bushaltestelle vorbei, als die Rekrutierungskräfte einen Typen drangsalierten, ich hielt an und rief ihm zu „steig ein“, ihm gelang es, ins Auto zu springen und ihnen zu entkommen. Wie bei all den Videos, die ich mir ansehe – sie verprügeln den Typen, nehmen ihn in die Mangel, und kein Schwein hält an, niemand hilft ihnen zu fliehen. Aber alles bewegt sich hin zu einem Bürgerkrieg gegen Zelenskyj. Die Gesetzlosigkeit nimmt stetig zu. Aber all das wird hinausgezögert, solange sich die Menschen nicht zusammentun. Sogar im Ausland sind Ukrainer:innen nicht besonders freundlich zueinander. Hier [in Spanien, wo er lebt] betrügen Ukrainer:innen einander um Geld, Unterkünfte und Arbeit. Aber je weiter weg, desto mehr Menschen schließen sich zusammen. Nicht gegen Putin sondern gegen die Rekrutierungskräfte. Sie bekämpfen diese Typen. Wie ein Militär sagte: ‚Warum für ein Land kämpfen, das dich so oder so von hinten anspuckt.‘ Mir gefallen die Nachrichten wie aus unserer Region Wosnessensk noch besser [Ende Februar warf ein betrunkener Deserteur eine Splittergranate auf ein Gelände des Rekrutierungsbüros. Grund waren seine ‚negative Wahrnehmung ihrer Aktivitäten‘ und ein Streits mit seiner Frau. Die Explosion zerstörte zwei Dienstfahrzeuge, der Mann wurde in Gewahrsam genommen ohne Möglichkeit, auf Kaution freizukommen]. Viele Militärs möchten dasselbe tun oder gleich die Rekrutierungsbehörde in die Luft sprengen. Hierbei handelt es sich nicht nur um Fantasien, sondern um Absichten – denn alle Soldat:innen, die ich kenne, eint der Wunsch, sich an den Rekrutierungskräften dafür zu rächen, sie eingezogen zu haben. In der Ausbildung war ein Bergführer aus Uschhorod, der von einer Rekrutierungskraft aus demselben Dorf geschnappt wurde. Er schwor, wenn er zurückkommt, wird er dieses Arschloch abknallen.“

Jedoch führen Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht, wie sie in Charkow bereits zahlreich stattfinden, bestenfalls nur zur Befreiung eines entführten Passanten und verstärken schlimmstenfalls lediglich die allgemeine Stimmung der Apathie und Demoralisierung. Die Chance, dass die von der Front zurückkehrenden Soldat:innen zur Triebkraft revolutionärer Ideen werden, ist ebenfalls sehr gering. Die größte Gruppe sind diejenigen, die sagen „sobald ich ein Loch im Zaun sehe, verlasse ich das Land – du kannst tun, was du möchtest“. Andere sind vollständig gebrochene Menschen, die nach ihrer Zeit in der Armee, wenn sie sie denn überleben, ganz unten landen. Der Rest möchte lediglich seiner gewohnten Arbeit nachgehen und ein Leben wie vor dem Krieg führen. Keine dieser Gruppen strebt Entscheidungen oder Veränderungen an, die Menschen haben einfach genug von allem und wollen in Ruhe gelassen werden. Stattdessen werden nach dem Krieg eher die Henker:innen aus den Rekrutierungsbüros, die Studiokrieger:innen der Barbershop-Bataillone und ihre Gönner:innen mit den großen Sternen auf der Schulter in die Politik gehen. Und viele Zivilist:innen werden sie wählen, weil sie im Fernsehen hören, wie diese unverwundbaren Helden:innen das Land gerettet haben. Wenn sogar in deutlich weniger egoistischen und besser gebildeten Gesellschaften der rechte Populismus auf dem Vormarsch ist, was können wir dann erst in in einem so rückständigem Teil Europas wie der Ukraine erwarten?

Revolutionäre Konzepte von 1917/1918 funktionieren in unserer Gesellschaft nicht über die Desertion hinaus: Wenn sie nur die Wahl haben zwischen dem Marsch zur Schlachtbank und einer wenigstens halbwegs stabilen Organisierung, um für die eigenen Rechte zu kämpfen, werden typische Arbeiter:innen sowohl in der Ukraine als auch in Russland den Tod vorziehen. Den Vorfahren derer, die heute in den Schützengräben liegen, reichten drei Jahre Krieg, um die Februarrevolution durchzuführen (mittels Generalstreiks und der Eroberung Sankt Petersburgs durch rebellierende Soldaten) und den Stuhl Kerenskis, der die Fortsetzung des Krieges forderte, zum Wackeln zu bringen. Weder fehlendes Internet noch weitverbreiteter Analphabetismus oder die Unterstützung der Fortsetzung des Krieges durch die Verbündeten der Entente konnten dies verhindern. Diesen Frühling sehen wir, dass eineinhalb Jahre Krieg genug waren, um massenhafte Anti-Kriegs- und Anti-Regierungsdemonstrationen durch die Bevölkerung Israels und Gazas hervorzurufen. Und das, obwohl die Geschichte ihrer Feindseligkeit auf religiösen Streitigkeiten beruht und viele Generationen zurückreicht, während dieser Krieg für unsere Region im wahrsten Sinne des Wortes ein Geschwisterkrieg ist – die Hälfte von Charkow hat Verwandte in Russland, die Frontlinie verläuft buchstäblich durch die Familien.

Die Zapatisten haben in ihrer Bekanntmachung aus dem März 2022 verkündet: „Der Krieg muss jetzt gestoppt werden. Wenn er weitergeht und so eskaliert, wie es zu erwarten ist, wird es nach der Schlacht vielleicht niemanden mehr geben, der noch von der Landschaft erzählen kann.“ In der Ukraine scheinen wir bereits den Punkt überschritten zu haben, an dem noch etwas zu ändern gewesen wäre.

Communaut: Seit der radikalen Kehrtwende in der US-Strategie durch die Trump-Regierung im Februar 2025 hat sich die Situation dramatisch geändert. Mitte Februar kündigte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth die neue Ausrichtung in Europa an: Ausschluss der NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, keine Rückkehr zu den ukrainischen Grenzen vor 2014, der Abzug von US-Truppen und militärischer Ausrüstung. Gleichzeitig soll der Beitrag von NATO-Mitgliedsstaaten auf 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöht werden. Zugleich begann Trump bilaterale Gespräche mit Russland und schloss gleichzeitig eine europäische Beteiligung aus. In Deutschland führte diese große Wende zu einem massiven Militarisierungsschub. Wie wird dieser neue Kurs in der Ukraine wahrgenommen? Wie steht ihr dazu und inwiefern ändert es eure strategische Ausrichtung?

Assembly: Es ist schwer zu sagen, wie radikal diese Entwicklung ist, weil das Ergebnis dieses Krieges seit dem 24. Februar 2022 feststeht. Der Staatsabschaum hat sich seit Beginn gegenseitig Garantien persönlicher Immunität gegeben: Nicht eine einzige russische Rakete hat jemals die militärische und politische Führung der Ukraine getroffen oder wird diese treffen. Für sie sind die Wohngebäude einfacher Leute, die Energieinfrastruktur, humanitäre Hilfspunkte oder Lebensmittellager bessere Ziele, vollends im Wissen darüber, dass die Ukraine durch Schließen der Grenzen Zivilist:innen als menschliche Schutzschilde in Geiselhaft hält… Selbst wenn die ukrainischen Ober-Kannibal:innen die Front besuchen, müssen sie sich nicht vor russischem Beschuss fürchten. Genauso verhielt es sich, als 2023 zwei Drohnen den Kreml angriffen und der symbolische Schaden einen derartigen Unmut unter den westlichen Puppenspieler:innen auslöste, dass das ukrainische Regime jedwede Beteiligung von sich wies. Diejenigen, die oben stehen, haben eine deutlich größere Klassensolidarität als die Unterklassen.

Genau deshalb drückt sich unsere strategische Orientierung am besten in den folgenden Worten eines ehemaligen Journalisten aus Donezk aus, der heute in den Niederlanden lebt:

Vor drei Jahren begann eine neue Welle der Migration aus den verdammten Gebieten in den Westen.

Die Wellen sind endlos. Und immer in die gleiche Richtung. Gestern, heute, morgen.

Danke nochmals an Europa dafür, dass die Grenzen geöffnet und Millionen von Leben gerettet wurden. Dass Menschen finanziell unterstützt wurden. Dass ihnen dabei geholfen wurde, sich zu integrieren, und Menschen, die den Konzentrationslagern entkommen sind, nicht dem Gemetzel ausgeliefert wurden. Die patriotische Hysterie von 2022 gehört der Vergangenheit an. Den Propagandabemühungen zum Trotz war es nicht möglich dies einzudämmen – wir sind Zeuge geworden des größten Antikriegsprotest einer versklavten Bevölkerung in der Geschichte.

Die Flucht vor der Zusammenarbeit mit einem kriminellen Staat ist populärer als je zuvor. Das ist die bürgerliche Pflicht, wenn der Staat kriminell geworden ist – ihn nicht zu verteidigen und nicht zu kollaborieren.

Viele kriminelle Quasi-Staaten entstehen und verschwinden in den verdammten Gebieten. Es gibt nicht genug Leben, um für jeden dieser Staaten zu sterben. Das aber fordern sie ständig, denn sie können nicht ohne den Krieg leben, ohne Raub und Mord.

Die verdammten Gebiete sind verdammt, weil sie seit Jahrhunderten von Millionen verflucht worden sind. Wir sind nicht die ersten und auch nicht die letzten.“

Es ist ziemlich bezeichnend, dass die Aktivitäten von Assembly ursprünglich durch die Erfahrung selbstverwalteter rebellierender Gemeinschaften in verschiedenen mexikanischen Bundesstaaten und ihrer autonomen Medien inspiriert wurden. Wir erwähnten bereits 2022, dass sie innerhalb der ersten Wochen des Krieges das beste Beispiel antiautoritärer linker Mobilisierung zeigten: Während der Weltanarchismus leere, routinierte Deklarationen verfasste, die kaum jemanden dazu bewegten irgendwas zu tun, gingen sie gegen diesen Krieg als Ganzes auf die Straße und verurteilten die Aggression durch Russland, ohne gleichzeitig die Verteidigung von dessen schmalbrüstiger Parodie zu unterstützen. Seit letztem Jahr befassen wir uns auch mit einem anderen ihrer internationalistischen Kommuniqués: The Walls Above, The Cracks Bellow (And To The Left) – es wurde kurz nach Trumps erstem Amtsantritt verfasst und hilft auch bei vielen Fragen über die heutige Ukraine weiter.

Communaut: In unserem letzten Interview habt ihr euer Leben in Charkow und eure politische Arbeit beschrieben, die ihr als Gruppe lediglich online durchführen könnt. Gleichzeitig habt ihr von eurer Teilnahme an ökologischen Kämpfen und Maßnahmen berichtet. Wie sah eure politische Arbeit 2024 aus? Welche Art von Kämpfen finden derzeit in Charkow statt?

Assembly: Es ist klar, dass in einer Gesellschaft, in der sich alle hassen und einander misstrauen, die Bedingungen für eine libertäre unabhängige Linke nicht viel besser sind als auf dem Mars. Das betrifft nicht nur unseren Bedarf an finanzieller Unterstützung, zu der auch unsere Leser:innen beitragen können, sondern geht global noch viel weiter, denn revolutionäre Prozesse innerhalb der Ukraine sind nur als Teil eines internationalen Prozesses möglich, wenn die rechte Welle in Europa abzuebben beginnt, und auch nur, wenn die anarchistische Bewegung in Europa in der Lage ist, diese Gelegenheit zu nutzen. In Brasilien beispielsweise wurde der Trend bereits umgekehrt, wobei eine andere Frage ist, ob man dabei von einer Rückkehr des brasilianischen Anarchismus sprechen kann, zumindest wenn man seinen Einfluss in der ersten Hälfte der 2010er Jahre als Gradmesser nimmt…

Ja, letzten Sommer gab es ein sehr erfolgreiches Beispiel von gemeinschaftlichem Waldschutz an den Rändern der Stadt (hier wird auf Englisch und auf Russisch davon berichtet). Der Erfolg resultierte aus einer einzigartigen Kombination von Faktoren und kann nicht einfach auf andere Fälle übertragen werden. Dieser Vorort entspricht nicht der typischen Charkower Straße, wo fast keine Menschen zu sehen sind. Es gibt hier viel weniger Luftangriffe als im Rest von Charkow und er gehört zu den sichersten der Stadt. Außerdem existiert eine Tradition des Widerstands: Der Kampf für den Schutz des Waldes läuft schon seit ungefähr 20 Jahren. Im Rest der Stadt waren außer dem kleinen Protest städtischer Verkehrsarbeiter:innen 2022 keine Streiks zu beobachten. Der einzige Streik in der Ukraine in diesem Jahr fand am 5. April in der westlichen Stadt Drohobytsch statt, als Busfahrer:innen nicht zur Arbeit erschienen. Zuvor gab es die letzten beiden uns bekannten Streiks im Frühling des letzten Jahres. Manche hoffen immer noch, dass Russland die Grenze für die Ausreise öffnen wird, andere hoffen darauf, dass Trump die Geduld verliert und Sanktionen gegen den heiseren Wicht2 und seine Freunde verhängt, wieder andere erwarten gar nichts und leben von einem Tag zum nächsten.

Jede:r ist auf sich allein gestellt, nicht nur in den städtischen Gebieten. So heißt es zum Beispiel in einem Brief, den unsere Redaktion vor anderthalb Monaten aus der Region um Tschernihiw erhalten hat:

„Einer meiner Kindheitsfreunde wurde einkassiert. Vor einem Monat. Er lebte im Dorf und arbeitete im Denkmal- und Zaunbau. Eine Frau aus der Dorfverwaltung kam in Begleitung von Rekrutierungskräften. Sie wusste, dass er da ist. Sie selbst hielt den Jungen an der Hand fest, damit er nicht weglief. Die Rekrutierungskräfte mussten ihn nicht mal selbst festhalten. Sie war allein. Er war schmutzig und sagte, ‚Lasst mich gehen, damit ich mir saubere Kleidung anziehen kann‘. Und sie sagte, ‚Ruf deine Mutter an, damit sie dir die Kleidung bringt‘. Das war vor einem Monat. Vorgestern erhielten seine Eltern die Aufforderung dazu, einen DNA-Test durchzuführen. Der Junge wird vermisst. Ein Monat, verdammte Scheiße. Ein Monat und der Junge ist nicht mehr.

Ein paar Details zu dem Biest von der Dorfverwaltung: Ihr Ehemann ist ein pensionierter Bulle, sie selbst ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Ich weiß nicht, wie sie am Leben bleiben kann. Aber irgendwie wird sie es, denke ich. Sie hat so schon mehr als eine Person umgebracht. Und sie lebt immer noch.

Und das Dorf dort ist gespalten. Während der Besatzung 2022 haben die Menschen in der Tschernihiw-Region noch selbst für Ordnung gesorgt. Es gab keine Bullen, und Plünderungen und dergleichen wurden schnell unterbunden. Aber irgendwann im Herbst 2023 begann das Grauen: Die Rekrutierungskräfte wenden sich an den Gemeinderat, an sie, und sie führt sie zu den Leuten. Sie hat ihre Augen und Ohren überall. Sie liefern einander aus.“

Sowohl in unserer Stadt als auch in der Ukraine üben sich einige besonders Verzweifelte in bewaffneter Selbstverteidigung oder begehen sogar Lynchmorde – sogenannter spontaner schwarzer Terror. Beispielsweise gab es 2024 zwei Fälle, die erst vor Kurzem durch Gerichtsbeschlüsse ans Tageslicht kamen. Ein nicht vorbestrafter 79-Jähriger aus Bohoduchiw in der Oblast Charkow wurde zu einer 4-jährigen Gefängnisstrafe mit einjähriger Bewährung verurteilt, weil er das Dorfverwaltungsgebäude mithilfe einer Gasflasche abgefackelt hatte. Der Rentner bekannte sich zu der Tat und hat sie aufrichtig bereut. Als Grund für den Brandanschlag nannte er eine langanhaltende Auseinandersetzung mit der Dorfverwaltung, die ihm 2017 einen Zuschuss verweigert hatte. Er wurde jahrelang von den Gemeindebeamten schikaniert, seine Beschwerden ignorierten sie. Die andere Geschichte spielte sich in Charkow ab, wo ein Militärangehöriger aus Transkarpatien wegen eines besonders schweren Falls von Hooliganismus vor Gericht stand. Der Mann wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach verurteilt. Laut den Gerichtsakten war er wütend auf die Kommandanten seiner Einheit, weil diese nicht auf seinen Urlaubsantrag reagiert hatten. Eines Tages kam er betrunken mit zwei Splittergranaten ins Hauptquartier. Er fragte: „Wisst ihr, was das hier ist?!“ und ließ sie auf dem Tisch detonieren. Die Kommandanten konnten sich nach draußen retten und blieben unverletzt. Der Richter schloss den Fall, da der Beschuldigte verstorben war. Die Todesursache war nicht angegeben, nur das Datum: 29. Mai 2024. Tatsächlich ändern solche Taten gar nichts, sie ermöglichen dem Regime lediglich, die illoyalsten Bürger:inen zu schnappen und zu verurteilen.

So ist in der heutigen Ukraine der anarchistischste Kampf der, den neuen Eisernen Vorhang zu durchbrechen und Leser:innen eine grundlegende Bildung zu vermitteln, damit diese in die revolutionären Bewegungen innerhalb ihrer neuen Wohnorte integriert werden kann (ausreichende Sprachkenntnisse vorausgesetzt). So wurde unser Onlinemagazin im Laufe des vergangenen Jahres im Grunde zu einem Sprachrohr für heimliche Grenzgänger:innen, auch wenn wir noch weit von den Held:innen der Underground Railroad entfernt sind. Außerdem empfehlen wir niemals bestimmte Fluchtrouten in unserer Beratung, denn wenn bestimmte Informationen nicht akkurat oder nicht mehr aktuell sind, könnte es Menschenleben kosten. Natürlich sind auch keine Massenkolonnen zu sehen, wie man sie von den Migrant:innenkarawanen in Lateinamerika kennt. Stattdessen tauschen die Leute über die thematischen Chats unserer Internetseite Informationen aus und finden sich in Gruppen von meist nur zwei oder drei Personen zusammen.

Diejenigen, die der Sklaverei oder dem Tod entkommen sind, werden sich auf die eine oder andere Weise revolutionären Bewegungen anzuschließen können, sei es in der Ukraine oder andernorts. Schaut man sich diejenigen an, die eine Fortsetzung des Krieges bis zur Wiederherstellung der alten Grenzen fordern, dann fällt auf, dass die meisten von ihnen nicht hier leben oder überhaupt niemals hier gelebt haben. Warum sollen andere nicht auch woanders leben dürfen? Wie kann jemand aus der Ferne die Ukraine lieben, während diejenigen, die von ihr nichts als Verbote und Diebstahl kennen, verpflichtet werden, dort zu leben?

Communaut: Ihr lebt und arbeitet in Charkow, das heißt, ihr seid nicht weit von den russisch besetzten Gebieten entfernt. Habt ihr Zugang zu Informationen aus diesen Gebieten? Wie können wir uns das Leben unter russischer Verwaltung vorstellen? Oder ist es völlig abgeschottet?

Assembly: Nicht alle von uns leben in Charkow, aber die Region Charkow grenzt an die russisch besetzten Gebiete, die seit 2022 Teil der Region Lugansk sind. Daher haben viele Menschen in Charkow Verbindungen zu den dort lebenden Menschen. Bei dem Bevölkerungssegment, zu dem wir in Kontakt kommen, sieht es so aus, dass sie über die Annexion zwar nicht sehr glücklich sind, aber trotzdem auf das Beste hoffen und keine Rückkehr zur Ukraine wollen, mit der sie überhaupt keine guten Erwartungen mehr verbinden. „Ich bin für die Ukraine, aber meine Ukraine ist 2014 gestorben“ – so könnte man wohl ihre Stimmung beschreiben. Natürlich ist das nicht die gesamte öffentliche Meinung – es gibt auch Anhänger:innen Russlands und Anhänger:innen der Ukraine (von letzteren gibt es kaum welche, denn die meisten sind schon lange weg). Wie auch immer, viele andere Menschen in Charkow sagen in etwa das Gleiche von ihren Gesprächspartner:innen, also ist das wohl tatsächlich verbreitet. Im Allgemeinen sind die Rentner:innen am zufriedensten mit dem Leben dort, da sie eine doppelte Rente (aus Russland und der Ukraine) erhalten und minimale Nebenkosten bezahlen. Einige Arbeitnehmer:innen sagen auch, dass die Abwanderung der Hälfte der Bevölkerung, insbesondere der jungen und mittleren Altersgruppen, zu höheren Löhnen und geringerer Arbeitslosigkeit geführt hat. Uns liegen keine genauen Statistiken darüber vor, ob die versprochenen Löhne tatsächlich gezahlt werden. Selbst für die Bewegung zwischen den Dörfern sind Genehmigungen erforderlich, und es sind keine unbefugten Straßenproteste möglich. Der letzte uns bekannte Streik fand im Herbst 2023 statt. Es gibt keine „busification“3, aber es gibt eine Wehrpflicht für die 18- bis 30-Jährigen und den Zwang, sich zu verpflichten, wenn sie eine Straftat begehen. Aufgrund eines Prohibitionsgesetzes laufen die Polizist:innen mit Alkoholtestgeräten herum, und wenn sie jemanden betrunken sehen, nehmen sie ihn sofort für 15 Tage fest. Und sie lassen dich nicht einfach raus. Erst zur Bank eskortiert, Quittung zahlen, dann erst Freilassung. Ausgangssperre ab 21 Uhr. Sehr streng, wenn du 5 Minuten zu lange draußen bleibst, nehmen sie dich sofort fest. Keine Straßen oder Denkmäler zu Ehren von am Holocaust Beteiligten, stattdessen die Trikolore der Wlassow-Kollaborateure4, die unter dieser Flagge für Hitler gegen ihr eigenes Volk kämpften. Es gibt auch eine Zwangsassimilierung: Während der ukrainische Staat in seinen Schulen sogar in den Pausen das Sprechen auf Russisch verbietet, wird dort zwar auf Russisch unterrichtet, sogar in den ukrainischsprachigen Teilen der Region Lugansk, aber es ist nicht verboten, Ukrainisch miteinander zu sprechen. Ukrainische Bücher werden auch nicht wegen ihrer Sprache vernichtet, wie es ukrainische Beamt:innen und Aktivist:innen regelmäßig mit jeglicher Literatur in russischer Sprache tun (wir erinnern uns, dass die Vernichtung von Büchern in der Muttersprache einer bestimmten Gruppe eines der Kriterien für Genozid ist, so Raphael Lemkin, der diesen Begriff überhaupt erst in Umlauf brachte).Was uns betrifft, so stehen wir für die völlige Freiheit, die russische Sprache in der Ukraine zu verwenden, und veröffentlichen gleichzeitig ukrainischsprachige Inhalte ohne Übersetzung, damit die Leser aus Russland zumindest ein wenig Ukrainisch lernen können.

Während man bei einem Fluchtversuch aus der Ukraine in den Rücken geschossen oder in einem Keller zu Tode gefoltert werden kann, kann man die an Russland angrenzenden Gebieten verlassen, wann immer man will. Aber wer von hier aus die Grenze außerhalb der Kontrollpunkte überqueren will und von russischen Grenzbeamten erwischt wird, wird durch die Mangel genommen und ein Gericht kann ihn sogar wegen illegalen Grenzübertritts zu einer Haftstrafe von bis zu 2 Jahren verurteilen. Flucht von einer Gefängniszelle in eine andere.

Wenn dich jemand in den annektierten Gebieten für politisch gefährlich hält, kann er dir natürlich alles antun und niemand wird dich retten. Genau so sieht es im sogenannten freien Land aus: Wie am 1. Februar bekannt wurde, landeten fünf junge Marxist:innen aus unterschiedlichen Regionen – Kiew, Charkow, Dnepropetrowsk, Odessa, Poltawa – in den Kerkern des ukrainischen Sicherheitsdienstes. Sie sollen „auf Befehl des Kremls“ die Truppenmobilisierung mit Flugblättern gestört haben. Darin riefen sie Zivilist:innen dazu auf, sich der Rekrutierung zu entziehen, und Militärangehörige dazu, den Befehle zu verweigern, zu desertieren und Soldatenkomitees zu gründen.

Dies geschah auf Englisch und Russisch. Am 4. April bestätigte das regionale Berufungsgericht von Czernowitz eine Haftstrafe für Angela Gurina, die seit dem 9. Dezember 2024 einsitzt. Sie arbeitete für zwei lokale Nachrichtensender und wurde wegen der Berichterstattung über die Mobilisierungsgewalt zu 5 Jahren Haft verurteilt. Ebenfalls vor einem Monat wurde gegen Yana Galichenko aus Odessa Anklage erhoben, weil sie Männern gegen Entführer geholfen hatte. Grigory Osovoy, Vorsitzender des ukrainischen Gewerkschaftsbundes, wurde am 9. April in Lutsk im Rahmen einem Strafverfahrens festgenommen und am nächsten Tag von einem Kiewer Gericht wegen des Verdachts der illegalen Veräußerung von Gewerkschaftseigentum vor etwa 10 Jahren unter Hausarrest gestellt. Sie behaupten, dass damit eine Atmosphäre der Unsicherheit vor der Abstimmung über den Gesetzentwurf Nr. 6420 über die Überführung des Gewerkschaftseigentums in Staatseigentum geschaffen werden sollte. (Im Großen und Ganzen war diese Organisation schon lange tot, der Staat duldete ihre Existenz als eine Art „Konserve“, die er sich in Zeiten der Not einverleiben könnte, und nun ist der Zeitpunkt gekommen.) Da unsere Medien nicht flächendeckend sind, wissen wir nicht, wie viele solcher Fälle es im gesamten von der Regierung kontrollierten Teil der Ukraine allein in diesem Jahr gab – das sind nur die, von denen wir wissen.

Kurz gesagt, es sind zwei Baracken im selben Lager, und es ist Zeitverschwendung, herausfinden zu wollen, in welchem der beiden etwas weniger hart drangsaliert wird. Die Welt ist nicht auf die Ukraine beschränkt, sie macht nur 0,44 Prozent des Territoriums auf der Welt aus, sogar innerhalb der international anerkannten Grenzen!

Communaut: In einem kürzlich veröffentlichten Artikel ist zu lesen, dass zahlreiche Anarchisten und anarchistische Gruppen, die den Weg der Landesverteidigung wählten, an der Seite faschistischer Bataillone kämpften, sich ihnen anschlossen oder sogar offen mit faschistischen Symbolen auftraten. Gleichzeitig wurde immer behauptet, der Kampf gegen Russland sei ein antifaschistischer Verteidigungskrieg. Wie erklären ihr diesen Widerspruch und welchen Einfluss hatte der Krieg auf diese anarchistischen Kämpfer?

Assembly: Warum verkompliziert ihr die Dinge so sehr? Wenn jemand wie ein Faschist zur Stärkung des diktatorischen Staates aufruft, faschistische Utensilien benutzt und Befehle von faschistischen Befehlshabern befolgt, ist er ein Faschist. Diese Frage ist vergleichbar mit der Frage, warum der Botox-Meister5 des Kremls vom „Kampf gegen den Faschismus in der Ukraine“ spricht und offen Hitler rechtfertigt, der angeblich „von den Polen gezwungen wurde, mit ihnen den Zweiten Weltkrieg zu beginnen.“ Oder warum er in der Ukraine unter dem Vorwand einer „Bedrohung durch die NATO“ einmarschiert ist, in deren Ländern seine Oligarchen und Funktionäre gewöhnlich stillschweigend ihr Vermögen parkten und ihre Kinder ausbilden ließen.

Communaut: Im vergangenen Januar habt ihr erwähnt, dass es innerhalb der herrschenden Klasse große Konflikte zwischen Zelenskyj und dem ehemaligen General Saluschnyj gab, die ersterer für sich entscheiden konnte. Ihr habt auch geschrieben, dass Zelenskyjs Unterstützung brüchig ist und hauptsächlich aus der Bürokratie und den Repressionsapparaten kommt. Zugleich scheint der Schokoladenkönig Poroschenko zu versuchen zurückzukehren. Wie ist die derzeitige Lage innerhalb der herrschenden Klasse der Ukraine, insbesondere nach der Änderung der US-Strategie? Konnten bestimmte Kapitalisten/Oligarchen Macht und Eigentum anhäufen oder andere ausschalten?

Assembly: Im Herbst 2023, nach dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive, erklärte der Metzgergeneral in The Economist, dass der Krieg in einer Sackgasse sei. Nach diesem Artikel kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Pianisten6, die im Frühjahr 2024 zu Saluschnyjs Rücktritt führten. Die meisten ihm nahestehenden Personen sind bereits aus der Armeeführung entfernt worden. Jetzt lehrt Saluschnyj die Ukrainer, in Schützengräben zu sterben, während er selbst in London lebt: „Es reicht nicht aus, für die Ukraine zu sterben. Man muss auch bereit sein, für sie zu töten.“ Aber aus irgendeinem Grund verschweigt er eine andere Option – die, mit gefälschtem medizinischen Attest davonzukommen. Diese Option gibt es für die Elite, nicht für die Leibeigenen. Die Rhetorik des Schokoladen-Hetmans und anderer wie ihm ist dieselbe: Waffenstillstand, aufrüsten und dann weiterkämpfen. Die Asow-Kommandeure Biletskyj und Prokopenko haben gute Chancen, nach dem Ende des Krieges Spitzenpositionen in der ukrainischen Politik einzunehmen. Jetzt sind sie Korpskommandeure geworden – und unter ihrem Kommando stehen 20 bis 25 tausend Bajonette (Prigoschin hatte während seines Aufstandes in Russland etwa die gleiche Anzahl unter sich). Beide sind in den Medien reichlich vertreten. Sie und ihre Untergebenen geben von Zeit zu Zeit politische Einschätzungen des Geschehens ab. Dazu gehören auch kritische Äußerungen über die Behörden und die Militärführung. In politischen Kreisen wird vermutet, dass sowohl Prokopenko als auch Biletskyj vom reichsten ukrainischen Unternehmer, Rinat Achmetow, finanziert und über ihn vom Präsidialamt kontrolliert werden. Dieses sehe sie als Eckpfeiler für die Gründung neuer politischer Projekte nach dem Krieg an, die dann zusammen mit Zelenskyjs Partei eine Mehrheit im Parlament bilden und dem unrasierten Zwerg die Kontrolle über die Regierung erhalten können. Deshalb gibt ihnen das Präsidialamt die Möglichkeit, jetzt ihre eigene PR-Kampagne durchzuführen. Gleichzeitig haben Biletskyj und Prokopenko Berichten zufolge ein sehr angespanntes Verhältnis zueinander. Das gilt übrigens auch für andere Militäreinheiten. Zwischen ihren Befehlshabern herrscht ein starker interner Wettbewerb, der von den Behörden gefördert wird, und oft auch gegenseitige Feindschaft. Selbst wenn einer von ihnen eine Meuterei anzettelt, werden sich die anderen ihm widersetzen und die Macht verteidigen.

In diesem Frühjahr wurde von einigen Trump-freundlichen Politiker:innen und Blogger:innen die Gründung einer neuen konservativen Partei ins Gespräch gebracht. Das Regime hat gegen viele von ihnen vorsorglich außergerichtliche Sanktionen verhängt. Sie plädieren für Frieden, nationale Souveränität, die Freilassung politischer Gefangener sowie den Schutz der russischen Sprache und Kultur. Derzeit ist jedoch nicht bekannt, ob Trump von solchen Plänen weiß oder ob er nach der Unterzeichnung des Ressourcenabkommens an ihnen interessiert ist. Wenn er nicht mehr so sehr daran interessiert ist, die ukrainische Marionettenregierung auszuwechseln, bekommt die Idee, den Krieg dadurch zu beenden, dass die Soldaten ihre Waffen gegen die Staaten richten, neuen Auftrieb!

  • 1. Absence without leave (unerlaubte Abwesenheit)
  • 2. Abwertender Spitzname für Zelenskyj in Anspielung auf seine heiser klingende Stimme.
  • 3. Bezieht sich auf die ukrainischen Mobilisierungskräfte, die mit Bussen umherfahren und wehrfähige Männer gewaltsam von der Straße entführen und an die Front zwingen.
  • 4. Wlassow war ein sowjetischer General, der im 2. Weltkrieg auf Seiten der Nazis gegen die UdSSR kämpfte. Die Flagge seines Regiments entspricht der heutigen russischen Flagge mit einem zusätzlichen Wappen. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Befreiungsarmee
  • 5. Herablassender Spitzname für Putin.
  • 6. Abwertender Spitzname für Zelenskyj. Bevor er an die Macht kam war er Comedian, und in einer Filmszene spielt er mit dem Penis Klavier – deshalb wird er jetzt „Pianist“ oder „Schwanzspieler“ genannt.